Betriebliche Altersvorsorge: Wie können Unternehmen zur finanziellen Absicherung ihrer Mitarbeiter*innen beitragen? 1
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Betriebliche Altersvorsorge: Wie können Unternehmen zur finanziellen Absicherung ihrer Mitarbeiter*innen beitragen?

Die Altersvorsorge ist in Österreich nach dem “Drei-Säulen-Modell” aufgebaut. Neben der gesetzlichen Altersvorsorge gewinnen die betriebliche und private Vorsorge Zusehens an Bedeutung und können maßgeblich zur Beibehaltung des gewohnten Lebensstandards im Alter beitragen. Wir haben mit der akademisch geprüften Versicherungskauffrau und gerichtlich beeideten Sachverständigen Claudia Schwetz, über das komplexe Thema der betrieblichen Atersvorsorge, gesprochen.

„Obwohl die betriebliche Altersvorsorge mit Steuern und trockenen Paragraphen zu tun hat, ist es für mich ein überaus interessanter Bereich, da jedes Unternehmen anders ist und jede Firma mit ihren Mitarbeitern individuelle Lösungen braucht“, sagt Claudia Schwetz. Nachdem sie eine Wiener Modeschule absolviert hat, ist sie durch Zufall in die Versicherungsbranche eingestiegen und hat unter anderem als Bankenbetreuerin einer Versicherungsgesellschaft Privat- und Firmenkunden betreut. „Das hat mich dermaßen fasziniert, dass ich mehr wissen wollte. Also habe ich begonnen mich fortzubilden und alle notwendigen Ausbildungen bis hin zur gerichtlich beeideten Sachverständigen, in der betrieblichen Altersvorsorge und Pensionsvorsorge, absolviert. Das Thema ist sehr spannend, hat viele Facetten und verschiedene Modelle, die man anbieten kann“, erklärt sie. Heute ist Schwetz beruflich im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge, im Vertrieb für den Firmenkundenbereich zuständig und stellt ihre Expertise auch für gerichtliche Streitfälle und Gutachten, zur Verfügung.

DAMENSACHE: Das Pensionssystem sollte im Idealfall auf drei Säulen, also der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge aufgebaut sein. Was können Sie uns über die Situation in Österreich berichten?

Claudia Schwetz: Wir sollten in Österreich ein stabiles 3-Säulen-System haben, doch aktuell ist das nicht so. Die größte Säule ist hierzulande die staatliche Pension, die private und betriebliche Vorsorge ist noch nicht ausreichend ausgebaut. Im Bereich der staatlichen geförderten, privaten Pensionsvorsorge sind leider zudem die staatlichen geförderten Prämien gekürzt worden und der Staat scheint keinen großen Wert darauf zu legen, diesen Bereich zu fördern und Privatpersonen dafür zu sensibilisieren, einen Teil für die finanzielle Absicherung im Alter anzusparen. Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge sieht das leider ähnlich aus. Aktuell sind es auf dem gesamten Markt nur 5 bis 10 Prozent der Unternehmen, die das bereits umsetzen. Es hat dazu auch eine Studie mit 550 Unternehmen gegeben, die befragt wurden. Nur ein Drittel davon hat bereits eine betriebliche Vorsorge für die MitarbeiterInnen implementiert. Von den verbleibenden zwei Drittel der Unternehmen wissen allerdings 80 Prozent, dass es wichtig wäre und sie würden eventuell eine Vorsorge machen. Da es dabei aber auch um steuerliche Vorteile geht, ist der gesamte Bereich sehr komplex. Berater müssen über das Arbeits- Steuer- und Unternehmensrecht Bescheid wissen und vor allem rund um größere Unternehmen, noch unzählige weitere Aspekte berücksichtigen. Die meisten Anbieter, im Bereich der betrieblichen Vorsorge, verkaufen eine Versicherung und erwähnen die weitern Aspekte nur am Rande. Das ist sehr schade, aber da das dahinterliegende System so komplex ist, gibt es nur sehr wenige wirklich kompetente Expert*innen.

DAMENSACHE: Welche Möglichkeiten haben Betriebe, für ihre eigenen Mitarbeiter vorzusorgen?

Claudia Schwetz: Es gibt die verschiedensten Modelle dafür. Es gibt ganz kleine Modelle, die bei 25 Euro pro Monat beginnen und keine Kosten für das Unternehmen entstehen lassen. Das sind sogenannte Gehaltsumwandlungen, die in den Paragraph 3/1/5 lit.a Zukunftssicherung, fallen. Dabei bleibt das Unternehmen kostenneutral und der jeweilige Mitarbeiter entscheidet selbst, ob er das für sich in Anspruch nimmt und sich beim Ansparen die Lohnsteuer für die € 25 erspart.
Die zweite Möglichkeit fällt rechtlich ebenfalls in den Bereich der Zukunftssicherung. Dabei kann das Unternehmen für sich beschließen, die MitarbeiterInnen mit einem Incentive zu binden und ihnen quasi ein kleines Geschenk zu machen. Das Ganze heißt „freiwillige Gehaltserhöhung“ und das Unternehmer spart dabei für den jeweiligen Mitarbeiter so lange an, so lange dieser im Unternehmen ist. Verlässt der Mitarbeiter das Unternehmen, nimmt er Vertrag mit, kann ihn auflösen oder privat weiter sparen. Dabei muss genau definiert werden, für welche Mitarbeiter diese Maßnahme durchgeführt wird, was meist nach den Tätigkeitsbereichen oder der Dienstzugehörigkeit differenziert wird.

DAMENSACHE: Warum sollten Unternehmen zusätzlich zu den Lohnnebenabgaben, für die Pensionsvorsorge ihrer MitarbeiterInnen etwas tun?

Claudia Schwetz: Um Mitarbeiter zu binden! Wenn ich als Unternehmer Zeit und Geld in meine Mitarbeiter investiere, um sie auszubilden, ist das ein zusätzliches Instrument zur Bindung, damit sie nicht so einfach wieder abgeworben werden. Welches Modell dabei gewählt wird kommt auch ganz darauf an, was der jeweilige Unternehmer sich vorstellt und wünscht.

DAMENSACHE: Funktioniert das empfehlenswerte “Drei-Säulen-Modell“ der Altersvorsorge in anderen Ländern besser?

Claudia Schwetz: Ja, in der Schweiz gibt es ein ausgewogenes 3-Säulen-System und es wäre wünschenswert, wenn es auch bei uns so sein könnte. Da ist aber auch die Politik bzw. die Regierung gefordert und nicht nur die Unternehmen. Wenn ein Unternehmen eine Betriebspension für seine MitarbeiterInnen implementieren möchte, sollte das auf jeden Fall besser gefördert werden. Damit würde diese Säule mehr gestärkt werden. Aktuell wird eigentlich forciert, dass die Unternehmer in diesem Bereich kaum etwas machen. Sie haben ohnehin schon hohe Lohnnebenkosten zu bezahlen haben und daher wäre es angebracht, ihre Steuerlast zu senken, oder das Unternehmen auf andere Art zu belohnen, wenn es sich um eine betriebliche Altersvorsorge bemüht.

DAMENSACHE: Sind die staatlichen Pensionen Ihrer Meinung nach auch in Zukunft gesichert?

Claudia Schwetz: Es wird eine Pension geben. Das Dach über dem Kopf und das Essen wird man sich leisten können, aber viel mehr wird sich vermutlich nicht mehr ausgehen. Wie diese Entwicklung weitergeht wird sich auch danach richten, wie die Regierung zukünftig handelt. Wenn ein Pensionist keine günstige Wohnung hat, kommt er mit der Pension schon jetzt zum Teil nicht mehr gut durch. Wer nicht rechtzeitig spart und vorsorgt wird mitunter Altersarm. Gerade als Unternehmer muss man immer bedenken, dass sich die Pensionsgrundlage nach dem zu versteuernden Einkommen richtet.